INTERGEST JAHRESTREFFEN ERMÖGLICHT EINEN ÜBERBLICK
Das „Annual Meeting“ der weltweiten InterGest Partner im Oktober ermöglichte einen Rundblick: Nicht nur vom Tagungshotel auf Bosporus und Dardanellen, sondern - nur wenige Tage vor der US-Wahl - auch auf die weltwirtschaftlichen Entwicklungen. Diese in Chancen zu verwandeln oder zumindest bestehende Risiken für mittelständischen Unternehmen zu minimieren, mit diesem erklärten Ziel waren insgesamt 36 Partner zur Jahreskonferenz nach Istanbul gereist.
„Zur Stärke unserer Gruppe gehört es, sich zu aktuellen und möglichen Entwicklungen der Weltwirtschaft auszutauschen“ sagt CEO Prof. Peter Anterist “um zur Agilität und Effizienz unserer Klienten in den lokalen Märkten beitragen zu können, gerade wenn die Welt und damit ihre Wirtschaft unübersichtlicher wird.”
Türkei – weder durch Inflation, noch durch Geopolitik zu bremsen
Die türkische InterGest-Partnerin Fatma Nur Sen stellte in ihrer Präsentation Auswirkungen, Chancen und Risiken im Gastland der Konferenz vor. Das Wachstum und die rasante Internationalisierung der türkischen Wirtschaft sind allein schon an den Dimensionen des neuen Istanbuler Airports deutlich sichtbar oder den zahlreichen neuen Hochhäusern der türkischen Handels- und Finanzmetropole.
Nur Sen, die mit ihrem Team für eine perfekte Organisation der Jahreskonferenz sorgte, verwies auf den sehr starken Binnenmarkt. Die Unternehmerschaft der Türkei mit seinen 85 Millionen Einwohnern scheint dabei weder von hoher Inflation noch von den politischen Rahmenbedingungen aufzuhalten zu sein: “Insbesondere die türkische Industrie hat sich sehr dynamisch entwickelt, und zwar über viele Sektoren hinweg, sie sucht den internationalen Wettbewerb und Kooperation.”
Die geografische Lage nahe an aktuellen weltpolitischen Konflikten der Ukraine und Israel ist gleichzeitig auch die Basis für die Belieferung mehrerer Regionen - von Zentralasien über den Nahen Osten bis Nordafrika.
Nach Nordamerika - aber wie und von wo?
Die Geopolitik rückte auch andere InterGest-Destinationen in den Mittelpunkt der Gespräche: Kanada und Mexiko. Beide Märkte freuen sich über ansiedlungswillige Unternehmen. Im nordamerikanischen Wirtschaftsraum präsent zu sein, ohne allerdings den bestehenden und zu erwartenden handelspolitischen Hemmnissen der USA vorerst direkt ausgesetzt zu sein, macht derzeit die Attraktivität der beiden Standorte aus.
Gregor Vorderwülbecke, InterGest-Partner in Mexiko, kommentierte: “Ein wichtiger Faktor ist die Drehscheibenfunktion Mexikos - gleichzeitig für Nord- wie Südamerika. Viele Unternehmen haben sich für den Standort entscheiden, um von dort aus gegebenenfalls auch in Länder wie Kolumbien oder Brasilien zu expandieren”.
Für Kanada betont InterGest-Partner Qais Zakhel die Attraktivität des Landes für den industriellen Mittelstand: Er nennt als Faktoren neben stabilen politischen Bedingungen und moderaten Unternehmenssteuern den über das USMCA-Abkommen immer noch zollfreien Warenverkehr zwischen Kanada, den USA und Mexiko.
Ist Europa abhängig von der deutschen Lokomotive?
Dass auch Europa von den geopolitischen Entwicklungen nicht unberührt bleibt, machten die Partner aus zentralen Märkten der EU deutlich.
Dr. Alberto Canova, langjähriger InterGest-Partner in Italien, sieht Teile der norditalienischen Industrie in sehr starker Verflechtung mit und damit durchaus in Abhängigkeit von Deutschland. Im lange Jahre stolz boomenden Polen erkennt Janusz Tunkiewicz, Geschäftsführer der InterGest Polska, erste Bremsspuren der deutschen Automobilindustrie, bis hin zu ersten, kleinen Verlagerungen von Produktionen weg aus Europa.
Dr. Georgiana Costin von InterGest Romania weiß aus ihrem Land zu berichten, dass erfolgsverwöhnte süddeutsche Fahrzeughersteller nun zwingend Kosten senken müssen. Rumänien kann hier mit hocheffizienter Lohnbuchhaltung einen smarten, digitalen Service anbieten, der auch in der Krise der Branche Punkte macht.
Ungarn präsentiert sich mit der frühen strategischen Weichenstellung hin zur automobilen Hochtechnologie als Standort, der auch für chinesische Hersteller und die Großen der Batterietechnologie attraktiv ist. Dazu kommt die wirtschaftspolitische Selbständigkeit, mit der das Land geopolitisch agiert. Nils Blunck, InterGest-Partner in Ungarn, teilt die harsche Verurteilung Orbans durch die EU-Kommission nicht. Dessen Kontakte zu Trump oder das Konzept einer “ökonomischen Neutralität” zwischen den globalen Rivalen verdienten eine durchaus sachlichere Bewertung, findet er.
Neue Orientierung in Nahost?
Auch die Weltregionen östlich des Bosporus sind von den geopolitischen Entwicklungen wirtschaftlich tangiert. Holger Ochs, Geschäftsführer der InterGest Middle East, berichtet von der zunehmenden Verunsicherung insbesondere desjenigen Bevölkerungsteils in den Emiraten, die über Herkunft und verwandtschaftliche Beziehungen mit den palästinensischen Gebieten oder dem Libanon verbunden sind. Auch die geografische Nähe zum Iran ist ein Faktor, der insbesondere das Geschehen an den Immobilienmärkten beeinflusst.
Im Königreich Saudi-Arabien wird weiterhin an den großen Plänen für Infrastruktur und klimaneutrale Industrialisierung festgehalten. Dies hat InterGest dazu bewogen, auch dort eine Präsenz zu schaffen (Gesellschaft in Gründung), nachdem die InterGest Oman bereits aktiv geworden ist.
China - was nun?
Und China? Das Land, das so stark im Zentrum eines offenen Handelskriegs nicht nur mit den USA unter Biden - nun erst recht unter Trump – und dazu noch mit der EU-Kommission steht? InterGest-Partner Sam Yuan wirkt - wie die meisten chinesischen Medien auch - relativ gelassen. Zu lange, zu intensiv und umfassend sind die Wirtschaftsbeziehungen und die Präsenz der zwischenzeitlich rund 5.200 deutschen Unternehmen im Reich der Mitte. Es wird immer noch investiert, bestätigt er, daher hat die InterGest China, seit 1994 vor Ort aktiv, gerade erst ein sechstes Büro in Wuhan eröffnet.
Auch und gerade Hong Kong findet in der etablierten und starken wirtschaftlichen Verflechtung zur Volksrepublik eine neuen Rolle und Zuversicht: “Wir sind zwar klein, aber wir haben immer Wege und Partner gefunden,” sagt Partnerin Serena Kwok, die über steigendes Interesse aus den Golfstaaten in ihrem Land berichtet.
Neue Chancen in Asien
Neben der Handels- und Hightech-Metropole Singapur ist in den aktuellen geopolitischen Entwicklungen ein weiteres Land fast still und leise vorangekommen: Malaysia. Miriam Shastri, gerade als eine der besten Consultants des Landes ausgezeichnet, ist dort InterGest-Partnerin. “Das Land boomt, wir werden mit Anfragen überrannt”. Ursache dafür sind neben der traditionellen Nähe zu Singapur auch die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung mit China sowie die nachweisliche Kompetenz in der Fertigung. “Die Cluster und Ökosysteme für lokale Supply Chains des Mittelstands sind da.”, sagt Miriam Shastri.
2025: Blick nach Afrika
Auch der Standort des nächsten Jahrestreffens gerät immer stärker in den geopolitischen Fokus: Afrika. Die InterGest-Partner haben sich in Istanbul auf Marrakesch als Konferenzort für 2025 verständigt. Es ist zu erwarten, dass Karim Ahniche, Partner in Marokko, das Jahrestreffen nutzen wird, um das zu tun, was er am liebsten tut: sein Land im besten Licht zu präsentieren - sowohl als Tor zu den afrikanischen Märkten als auch als Hub für neue Technologien.
Verlässliche Partnerschaften über alle Grenzen hinweg
Eines wurde während der Konferenz und der vielen angeregten Gespräche erneut bestätigt: Bei InterGest arbeiten Unternehmer grenzübergreifend zusammen, obwohl und gerade weil sie aus den unterschiedlichsten Kulturen stammen. Sie treffen sich einmal im Jahr persönlich, nicht nur um zu tagen, sondern um sich auszutauschen, sich gegenseitig zu inspirieren und voneinander zu lernen. Sie pflegen damit ihre freundschaftliche Verbindungen, die heute insbesondere wichtig sind, da die weltwirtschaftliche See immer rauer und stürmischer zu werden scheint.
So baut das weltweite InterGest Netzwerk mit seinen Partnern und seinen Dienstleistungen Brücken zwischen den Märkten, und damit zwischen Menschen. Wir hoffen, dies ist unser Beitrag zu einer friedlichen und kooperativen Welt.
Herzlichen Dank an Hans Gäng von local global für seine Teilnahme am Annual Meeting der InterGest in Istanbul und seine hervorragende journalistische Arbeit!